Crazy last days in Canberra

So zumindest beschrieb Maria, meine Mitbewohnerin, meine letzten Tage in Canberra. Ende der Woche machte ich unser Feldauto startklar. Dazu gehörte das einrichten von SPOT Geräten zur GPS Ortung und Meldung an der Basis (sprich, der UC), ausfüllen irgendwelcher Formulare über uns bewusste Risiken und wie wir täglich in der Basis einchecken wollen, Aufladen des Sat-Telefons, Zusammensuchen der letzten Feldausrüstung, Notfallpäckchen und Schlangen-Kits und das Einladen des Stickstoffcontainers für Gewebeproben. Zur Ermunterung nahm mich Lisa, die immernoch mit Earless Dragons arbeitet, mit ins Animal House der UC, um mir gerade frisch geschlüpfte Earless Dragons zu zeigen. Die waren wirklich allerliebst. Wir haben sie gewogen und besonders vorsichtig behandelt. Die Eier wurden zwar in der Wildness gefunden, doch geschlüpft sind sie hier an der UC. Nachzuchten extrem seltener Arten sind schon etwas absolut Spannendes.

Am Samstag wollten Maria und ich uns noch einen schönen Tag machen. Also fuhren wir zeitig los nach Bungendore, einer kleinen Stadt in New South Wales im typischen Westernflair. Diese Stadt ist aufgrund ihrer Galerien bei Touristen recht beliebt. Wir schlenderten ein wenig durch die Läden und genossen einen Cappuccino. Neben Galerien gab es Antikläden und Lederläden. Darunter war ein besonders schräger Laden, in dem es, abgesehen von präparierten Schmetterlingen und Spinnen, tatsächlich Kängurupfoten, Haizähne und sogar einen Krokodilkopf gab. Darüber kann man doch nur mit den Kopf schütteln, oder? Touris, aufwachen, das geht doch wirklich zu weit! Gibt es eigentlich nirgendwo Grenzen? Immerhin bekam ich in einem der Läden für meine kleine Nichte ein Plüschkänguru.

Als wir fast wieder am Auto waren, sprach uns ein Mann in Feldkleidung an, ob das unser Auto sei. Maria fragte sofort: „Warum, wollen Sie irgendetwas Schreckliches mit meinem Auto machen?“ „Naja“, entgegnete er, „das habe ich irgendwie schon.“ Er hatte es beim Einparken doch tatsächlich geschafft, mit seinem 4WD die Schürze vom Kotflügel von Marias Auto abzubrechen. Allerdings war der Kerl sehr freundlich und bereits dabei, seine Kontaktdaten aufzuschreiben, inklusive Versicherung, Name, Nummernschild und so weiter. Sofort stellten wir uns freundlich gegenseitig vor und betrachteten den Blechschaden. Man stelle sich mal in Deutschland vor, ein solcher Unfall würde passieren, die Fahrer stehen sich gegenüber, schütteln sich die Hände und sagen: „Hallo, ich bin der Paul, schön dich kennenzulernen.“ Unmöglich, oder? In Australien aber durchaus üblich. Der Mann war wirklich sehr nett und gesprächig und flickte den Schaden am Auto notdürftig mit einem Plastikklebeband. Das reichte fürs erste. So langsam mussten wir uns auch sputen, und kaum zuhause, fuhr ich mit unserem Feldauto zum Flughafen meinen Chef abholen, der gerade aus Deutschland angekommen war. Während er sich in seiner Unterkunft einrichten konnte, fuhren Maria und ich ans andere Ende von Canberra auf einen Schrottmarkt. So etwas habe ich wirklich noch nie gesehen. In einer riesigen Halle wird dort alles Mögliche und Unmögliche wiederverkauft, von Büchern über Küchengeräte, Sportgeräte, Plüschtiere, Spielsachen, Fahrrädern bis hin zu Möbeln, Türen und Baumaterial. Jeder würde hier etwas Passendes finden. Wir waren hier, weil ich eine alte, ausgediente Angel suchte, die uns beim Geckos Jagen helfen könnte. Tatsächlich wurde ich auch fündig und nahm gleich zwei mit. Zwei Dollar pro Stück. Quasi geschenkt. Klasse!

Anschließend holten wir meinen Chef wieder ab und fuhren gemeinsam zum Botanischen Garten. Natürlich stöberten wir durch den Botanical Bookshop (so langsam muss ich mir ja auch für andere Tierarten meine eigenen Bücher zulegen) und machten danach einen Abstecher durch den Regenwald und in den Rock Garden. Dort stöberten wir einen Eastern Bluetonge auf und natürlich eine Unmenge Water Dragons. Wir entdeckten ganz viele Jungtiere, die vor ein paar Tagen erst geschlüpft sein können. Am Wasser sahen wir aber auch die Alttiere, darunter wunderbare, große Männchen. Nach diesem Abstecher wurde es langsam Abend, und so fuhren wir nach O’Connor in eine Art Pub. Auf einer Seite lief ein Rugby-Spiel und die Zuschauer waren mehr als gefesselt davon. Typisch Australien! Wir ergatterten einen kleinen Tisch vor der Kneipe und aßen etwas. Als Maria und ich meinen Chef wieder zu seiner Unterkunft gebracht hatten, dachten wir, dass so ein crazy day auch irgendwie crazy enden musste. Also fuhren wir zurück zum Black Mountain, parkten das Auto auf halbem Weg und liefen den Rest hinauf auf den Berg. Wir suchten uns einen gemütlichen Punkt und genossen von dort aus den Sonnenuntergang über den Brindabellas. Das Licht der untergehenden Sonne ließ die Eukalyptusbäume leuchten. Einfach wunderbar.

Zurück zuhause half mir Maria, die letzten Sachen für den morgigen Start nach Kinchega zusammen zu bekommen. Es wurde ein langer Abend, aber dieser verrückte Tag war es das wert.

Morgen brechen wir also wieder auf gen westwärts, auf nach Kinchega. Wer weiß, welch interessante Erlebnisse diese Feldsaison mit sich bringen wird. Doch es wird sicher Spaß machen. Wie immer möchte ich euch hiermit sagen, dass wir im Outback weder Handy noch Internet empfangen. Doch keine Sorge, wir sind schließlich Profis. 😉 Also, bis in ein paar Wochen.

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